11.09.2016

Weinprobe in der Toskana im Tradionsreichsten Weingut Cappezzana




Wenn man schon in der Toskana ist, sollte man sich auf keinen Fall eine Weinprobe entgehen lassen. Das war so unsere Denke. Und ich kann es auch jedem weiter empfehlen. Es gibt verschiedene Weingüter,  aber bevor wir das lange organisieren, haben wir Stefano, unser Vermieter der Villa Gourmet darauf angesprochen und er hat uns die Weinprobe organisiert. Es gibt verschiedene Varianten zur Auswahl, mit oder ohne Brotzeit und mit Transfer. Da wir zwei Nichtweintrinker dabei haben war schnell geklärt das wir selbst fahren und wir haben uns auch gegen die Brotzeit entschieden und nur für die reine Weinprobe.



Ich war sehr positiv überrascht was man für 10 Euro pro Person bekommt.
Die kurze Version - was für ein historischer und magischer Ort ist das Weingut Cappezzana. Seit 804 n.C. gibt es hier in Carmignano generell Weinanbau. Wir haben einen wirklich intensiven und sehr guten Einblick über die Geschichte der Gegend, das Klima, die Lage, den Wein selbst, das Weingut und die Geschichte und Entstehung des Guts und der Familie  erhalten. Es ist ein  richtig altes Weingut mit einem absolut beeindruckenden Weinkeller. Die Führung dauerte lang und die anschliessende Weinprobe machte wirklich Spass. Wir haben sehr viele Weine verkosten dürfen und das auch noch in einer absolut wunderschönen Atmosphäre mit toller Aussicht. Aber das seht ihr ja auch gleich auf den Bildern. Ich habe keinen Vergleich zu einem anderen Weingut, aber das ist absolut sehenswert.


In meiner langen Version möchte ich die wirklich interessanten Informationen weitergeben die wir an diesem Nachmittag während der Führung in diesem beeindruckenden geschichtsträchtigen Weingut erfahren durften. Und die mich sehr beeindruckt hat, ich hätte noch viel länger den Geschichten lauschen können - auch gerne bei ein, zwei Gläsern des guten Weins!



Das Weingut Capezzana liegt in Blicknähe von Florenz und von der Villa Gourmet fährt man ca. 1 Stunde. Wenn man von der Autobahn runter fährt ist es landschaftlich eine sehr schöne Strecke.
Das Weingut befindet sich im Familienbesitz und besteht aus mehreren alten Gebäuden.








Der Name des Restaurants

Direkt am Weinshop befindet sich eine offene Küche. Während wir hier auf unsere Tour gewartet haben wurde dort schon fleissig vorbereitet für abends. Hier im Weingut kann man abends auch essen. Leider haben wir das nicht getan - aber ich möchte es unbedingt schon an dieser Stelle empfehlen. Was ich jetzt weiss ist, das diese Küche etwas ganz besonderes ist. Hier wird ein sehr grosser Wert auf die Zutaten gelegt wird auf traditionelle Aromen. Das Konzept heisst hier auch offene Küche und verschiedene Chefs aus verschiedenen Kulturen kommen hier her und kochen hier um auch neue Erfahrungen mit einzubringen. Das Essen hier ist etwas authentisch und etwas besonderes.

 Im Weinshop



 Weinshop


Als erstes erfuhren wir etwas über die Lage des Weines und das Klima. Das Anbaugebiet heisst Carmignano. Es ist das kleinste und eines der ältesten Weinanbaugebiete von Italien. Hier wird seit 804 n.C.  bereits Wein angebaut. Jeden Tag um die selbe Zeit kommt ein Wind vom Meer der das Klima hier für den Weinanbau positiv beeinflusst. Dieses Mikroklima ist super für den Weinanbau durch viel Sonne und die kühlen Nächte. Dieses Weinanbaugebiet zählt immer noch als Geheimtip.



 Das erste Dokument eine Art Leasingvertrag noch auf Schafshaut geschrieben



 Die alten Dokumente werden mit viel Stolz vorgetragen und gezeigt, 
und hängen am Eingang zum Weinkeller


Die Familie hier ist sehr stolz auf ihre lange Tradition. Sie betreibt den Weinanbei seit 1924. In den Archiven von Florenz fand man Dokumente die Nachweisen das es einen Leasingvertrag gibt das das Gut Capezzana Reben und Oliven vor 1200 Jahren für die Produktion angebaut hat.

Zur Familie: Der Kunsthändler und Sammler Alessandro Contini Bonacossi war Sohn einer Grafin und heiratete in Spanien.  Mit seiner Frau und zwei Söhnen kam er 1910 aus Spanien zurück nach Italien und er verbrachte viel Zeit auf dem Antiquitätenmarkt und begann sich eine private Kunstsammlung auf höchstem Niveau anzulegen. Er hatte später die grösste private Sammlung von italienischen Kunstschätzen, Gemälde, Skulpturen und auch Möbel und Porzellan. Nachdem er 1955 verstorben ist wurde die Sammlung an die Uffizien geschenkt und die Sammlung umfasst heute  10 Hallen in den Uffizien. Sie wird aber nur nach Vereinbarung geöffnet.

Einer der Söhne kaufte das Land Capezzana und hat zwei weitere Farmen von einem Marquis gekauft. Das war die Gründung von dem Gut Capezzana, aufgeteilt in drei Güter mit mehr als 120 Farmen für die Produktion von Wein und Olivenöl.




Der Conte Ugo Contini Bonacossi hat sich durchgesetzt das seit den 70er-Jahren das Weingebiet den Status DOC und später DOCG erhielt. Er ist mittlerweile verstorben, aber seine Kinder leiten heute das Weingut. Vittorio ist für die Weingärten zuständig. Seit 2009 hat man angefangen die Landschaft noch mehr zu respektieren und auf biologischen Weinanbau umzustellen und heute sind sie Bio-zertifiziert. Sie haben ein anderes Bewusstsein entwickelt. Uns wurde auch alles genau erzählt, leider war es für mich zuviel Information (die Führung war auch noch auf Englisch) das ich heute leider nicht alles wiedergeben kann.

 Private Weinsammlung von der Familie Contini Bonacossi
Quelle: http://www.capezzana.it



Der Weinkeller selbst ist etwas ganz besonderes. Die private Weinsammlung hat Weine von jedem Jahr von 1925 (!) bis heute. Während dem zweiten Weltkrieg haben Sie es geschafft Ihre Kunstsammlung in dem Raum mit diesen alten Weinen vor den Deutschen zu verstecken, in dem Sie den Raum einmauerten und das Glück hatten das er nicht entdeckt wurde. Absolut beeindruckend, kann ich nur sagen.



Das sind Bilder der privaten Weinsammlung
Weine von 1925 

 Gang in den Weinkeller und zur privaten Weinsammlung



 Hier werden die Weine gelagert
 
Auch hier ist Wein gelagert - aber hier sind kleinere Fässer

 Das Patrizierhaus


Das Patrizierhaus und neun Bauernhäuser wurden 1475 gebaut. Viele Generationen und Familien waren hier ansässig. U.a. die Biscotti die den Bezug zu  den Medici hatten, irgendwann gabs durch eine Hochzeit einen Familienzusammenschluss von zwei grossen Familien und die Farm wurde vergrössert. Es gab in den vielen Jahren noch einige Wechsel aber am Schluss kam nach der Witwe Sara de Rothschild die Familie Contini Bonacossi in 1920.
Zwei Sätze zu den Medicis - Sie waren drei Jahrzente eine Familiendynastie, aus Ihrer Mitte kamen vier Päpste und sie waren mit vielen europäischen Königsfamilien verwandt. Sie hatten sehr grossen Einfluss in Florenz. Von ihnen stammen die Museen, Uffizien und es gibt viel Geschichte über diese Familie, denn sie waren die ungekrönten Häupter von Florenz.



 Zitronenbäume
  
Während unserer Tour durch das Gut haben wir erfahren das die Contessa Lisa Contini Bonacossi mit 90 Jahren 2015 verstorben ist. Wir durften Ihren schönen Rosengarten besichtigen, der sehr vielen verschiedene Rosenarten beinhaltet und wir erfuhren das diese täglich mit klassischer Musik beschallt und die Rosen nur mit Rotwein gedüngt wurden (evtl. auch immer noch so gepflegt werden). Die Contessa war nicht nur eine sehr liebenswerte Person, sondern auch eine wunderbare Köchen und ein wandelndes Kochbuch mit unendlich vielen orginalen alten toskanischen Rezepten, aus der alten einfachen Hausmannskost. Mit 70 Jahren hat sie überlegt ein Kochbuch zu schreiben damit dieses Wissen nicht verloren geht - hat sich aber dann entschlossen 1980 in eines der Häuser eine Kochschule einbauen zu lassen um anderen zu lehren wie man diese Gerichte kocht.  Und die Kochkurse sind auch heute noch ein Erfolg. Die Kurse können von jedem gebucht werden. Aber besonders interessant ist, das der bekannte englische Koch Jamie Oliver nicht nur einen Kurs belegt hat, sondern jedes Jahr schickt er seine neuen Köche/Auszubildenden für eine Woche hierher in die Kochschule damit sie diese Küche kennenlernen und erlernen.


Der Rosengarten

Hier befindet sich die Kochschule

Es gibt ein spezielles Gebäude wo der berühmte Vinsanto Die Carmignano D.O.C. Riserva hergestellt wird. Das ist ein Dessertwein den man in Italien zu Keksen ist. Der Raum war leer als wir die Führung machten, und wird zu so einer Zeit für Hochzeiten vermietet. Er ist natürlich klimatisiert und luftdurchflutet durch die vielen Fenster auf der einen Seite. Leider weiss ich nicht mehr die Details wie dieser hergestellt wird, nur das hier in diesem Gebäude die Trauben nach dem pflücken getrocknet werden und man hier diesen speziellen Geruch hat und die Trauben riechen kann, und das zu der Produktion gehört. Leider konnte ich keine Flasche kaufen, weil diese sehr schnell weg sind.



Zu der Tour gehört auch ein Einblick in das Olivenöl das hier produziert wird. Pro Olivenbaum erhält man 1 Liter Olivenöl. Die Erntehelfer haben auch eigne Olivenbäume und können hier Ihre eigenen Oliven herbringen und lassen sich Öl daraus herstellen. Das Öl besteht aus zwei Hauptsorten Oliven und einem kleinen Anteil zwei anderer Sorten. Innerhalb von 12 bis 24 Stunden müssen diese gepflückt werden, werden danach kalt gepresst direkt nach dem pflücken. Das gibt das typische Aroma und Geschmack der Carmignango Region. Ein Jahr gab es sogar kein Olivenöl weil durch das Wetter die Oliven nichts waren. Das Öl wurde schon zweimal mit der Goldmedaille ausgezeichnet.

Hier wird das Olivenöl einmal im Jahr hergestellt, mit diesen Maschinen, mehr ist es nicht:




 
Das sind die Fässer der Pflüger die Ihre eigenen Oliven zur Produktion bringen

Die Weinprobe macht wirklich Spass. Auf dieser Terrasse zu sitzen mit der beeindruckenden Aussicht ist ein absolutes Highlight. Zu jedem Wein erfährt man die Geschichte und Informationen über den Wein selbst natürlich auch. Wir haben glaub ich mind. sechs Weine verkostet. Unsere Favoriten haben wir natürlich dann auch gekauft.


 Weinprobe

 Mein Favorit bei den Weissweinen war der Chardonnay, den gibt es seit 1984 und wird exclusiv nur von Chardonnay Trauben von 30 Jahre alten Reben hergestellt wird (ca. 15 Euro p.Flasche) und bei den roten Weinen der 2010 Trefiano Riserva Carmignano DOCG (ca 35 Euro p.Flasche). Der Trefiano stammt von dem Weinberg der Villa Trefiano und reift 16 Monate in Fässern. Er wird seit 1979 produziert. Der Klassiker hier ist aber der rote Hauswein - Villa di Cappezzana - aber das sind nicht alle Weine, es gibt noch weitere edle Tropfen!

Abends auf der Finca - der Chardonnay von Cappezzana


Wer nicht so schnell in die Toscana kommt, es gibt auch bei uns Shops wo man diese guten Weine bestellen kann. So das wars mit der Toscana. Und ich kann nur sagen - ich komme wieder!








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